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Katja Silberhorn und ihr Freund, Influencer Niklas Fiedler, zeigen auch ihre Kinder auf Instagram

Ute Möller
26.04.2024
Lesezeit: 8 Min.

„Influencer sollten ehrlich rüberkommen“

Katja Silberhorn wurde mit 15 Mama - Freund Niklas Fiedler verdient sein Geld als uniquedrive im Netz

Ich lerne Katja Silberhorn bei einem Presse-Event in Nürnberg kennen. Sie erzählt mir, dass sie mit 15 Jahren zum ersten Mal schwanger geworden ist. Tochter Mia kam 2020 auf die Welt. Katjas Freund ist Niklas Fiedler, der 23-jährige Influencer hat auf Instagram als @uniquedrive eine Millionen Follower und verdient damit sein Geld, dass er seine Leidenschaft für Autos zum Beruf in den sozialen Medien machte. Er wurde Influencer, indem er teure Karossen präsentiert oder auch seine Familie mit Katja, Mia und dem knapp vier Monate alte Sohn Ben. Sie posten Bilder von sich in Hotels, Freizeitparks, unterm Weihnachtsbaum oder am Strand. Katja hat Lust auf ein Interview für Flamingo und Dosenbier und ich bin neugierig: Was steckt so alles drin in ihrem Leben, das sie bereitwillig ein stückweit öffentlich herzeigt?

Wir treffen uns in einer Bäckerei in Schwabach, Tochter Mia löffelt Eis, Sohn Ben schaut zu, schläft auf Katjas Schoß ein. Ein entspanntes Baby.

Liebe Katja, du kümmerst dich um die Kinder, während dein Freund Niklas als Influencer das Geld verdient. In der Öffentlichkeit stehst du eher hinter ihm in der zweiten Reihe. Stört dich das manchmal?

Für Katja ist es okay, ihre Kinder auf Instagram zu zeigen. Sie tut das auch auf ihrem Account 1_katja-04-22. Foto: oh

Katja Silberhorn: Ich glaube, wenn ich in erster Reihe stehen wollte, würde Niklas mich genauso supporten wie ich ihn aktuell. Ich bin unfassbar stolz auf ihn und ganz froh, mich vor Terminen drücken zu können. Ich möchte einfach dieses Bodenständige etwas zeigen, ich meine, wir sind trotzdem normal geblieben, vor allem ich.

Niklas hat so viele Follower, dass ihr von dem Geld leben könnt, dass ihm für Werbung bezahlt wird. Bekannt wurde er für Autotests und Fotos mit teuren Luxuslimousinen, aber du bist ja doch immer mehr Teil des Unternehmens geworden. Ihr veröffentlicht Fotos von eurer Familie, macht Werbung für Babywiegen und Spielzeug. Wo sind deine Grenzen, was magst du nicht öffentlich zeigen?

Am Anfang war Niklas nur mit Autos unterwegs, jedes Wochenende fuhr er ein anderes. Ich fand die Autos übrigens gar nicht so spannend, Schminkkoffer wären mir lieber gewesen (lacht). Ich bin mit der Zeit aber immer mehr mit reingerutscht und Niklas postete dann auch Bilder mit mir. Jetzt bin ich mit an Bord, bearbeite Fotos und bin die Frau hinter dem Konzept. Wenn wir bei uns zu Hause Fotos machen oder Videos drehen, dann vor allem im Wohnzimmer oder im Gang. Das Schlafzimmer ist Tabu, das ist ein intimer Raum. Ich habe kein Problem damit, unsere Kinder zu zeigen. Es kann überall gestörte Menschen geben, die etwas Böses wollen. Aber leicht bekleidet sind Mia und Ben nie zu sehen und mich zeige ich sicher nicht im Bikini.

Als Influencer bekommst du auch blöde Kommentare

Auf Instagram und Tik Tok sehen Frauen oft dünn, perfekt geschminkt und auf eine ziemlich standardisierte Weise „gut“ aus. Nervt dich das Frauenbild in den sozialen Medien?

Es gibt immer wieder dumme Kommentare, viele oberflächliche Bewertungen beziehen sich auf das Aussehen. Zu Niklas wurde schon gesagt, er sehen aus wie ein Lauch, weil er dünn ist. Ich habe bei den zwei Schwangerschaften 40 Kilo zugenommen und musste lesen, dass ich fett sei. Tatsächlich leide ich darunter, dass es bei mir nicht so ist wie bei meiner Freundin, die nach der Geburt ihres Kindes schnell wieder dasselbe Gewicht hatte wie vorher. Ich frage mich schon, warum das bei mir anders ist und zeige mich auch nicht mehr so gerne auf Fotos.

Zugleich stehe ich aber locker drüber, dass auf social media immer alle gut aussehen. Und so toll waren die Kommentare früher, vor den Schwangerschaften, auch nicht. Da hieß es dann schon mal, dass ich einen tollen Hintern hätte. Das fand ich auch nicht lustig. Das ist doch Kleinkindniveau. Und oft spielt im Hintergrund auch Neid eine Rolle.

Neid auf euren Erfolg als Influencer?

Katja und Niklas vor der Geburt ihrer Kinder. Foto: oh

Ja. Niklas ist in Spalt aufgewachsen, dort haben wir auch zusammen eine Zeitlang gewohnt. Dort haben Leute in seinem Alter Sachen nach ihm geworfen. So weit ging das. Und mir wurde gesagt, dass ich nur mit ihm zusammen sei, weil er berühmt ist. Was totaler Quatsch ist.

Bald nachdem Ihr Euch kennengelernt hattet, wurdest Du mit 15 Jahren schwanger. Wie war Eure erste Reaktion?

Wir haben beide geweint und es erst nach einer Woche unseren Familie gesagt. Es war ein Schock, aber uns war sofort klar, dass wir das Baby behalten möchten. Ich hatte damals in Schwabach ein schlechtes Umfeld, meine Bekannten haben gekifft und gesoffen und ich habe mitgetrunken. Niklas und ich sind dann jeder aus seinem Kinderzimmer aus- und in unsere gemeinsame Wohnung in Spalt eingezogen. Das war für mich eine gute Veränderung.

Ein Kind ist kein Unfall

Ich finde, man sollte sich trauen, ein Schicksal anzunehmen. Ein Kind ist kein Unfall. Vielleicht lehrt es dich etwas. Aber ohne meine Großeltern, bei denen ich nach der Trennung meiner Eltern aufgewachsen bin, hätten wir das mit dem Baby nicht geschafft. Ich war damals in Schwabach in der Ausbildung zur Kinderpflegerin und meine Oma brachte mir in den Schulpausen Mia, damit ich sie stillen konnte.

Wie haben Gleichaltrige auf deine Schwangerschaft reagiert?

Ich wurde mitten in der Coronakrise schwanger. Es fand viel Homeschooling statt und ging erst wieder in die Kinderpflegeschule, als ich schon im achten Monat war. Die Lehrer wussten Bescheid, aber von meinen Mitschülern hatte ich es bis dahin nur einer Freundin erzählt. Ich wollte nicht solche Sprüche hören wie „Bist du zu blöd zu verhüten?“ Leider hatte es meine Freundin aber ausgeplaudert und es wurde dann doch hinter meinem Rücken rumgetratscht.

Wie habt ihr es hingekriegt mit Baby und eigenem Haushalt?

Besser als ich selber gedacht hatte. Niklas macht die Wäsche, ich spüle ab, wir teilen uns die Arbeit. Wir müssen nicht viel reden, um zu wissen, wie wir uns gegenseitig unterstützen können.

Lehre als Backup, falls es mit dem Influencersein nicht mehr klappt

Ich habe die Schule zu Ende gemacht und Niklas seine Ausbildung als Metallbauer. Mir war das wichtig als Absicherung, falls es mal mit dem Geldverdienen als Influencer nicht mehr funktioniert.

Wie hast Du Dich gefühlt, als du mit Mia zu Hause warst und Niklas ständig unterwegs war in seinem Business?

Es war anstrengend. Ich hatte noch keinen Führerschein und wohnte in Spalt, einem kleinen Ort, in dem ich niemanden kannte. Meine Großeltern kamen regelmäßig zu Besuch, aber sonst war alles ziemlich leer.

Ihr lebt ein klassisches Familienleben, in dem du die meiste Familienarbeit übernimmst. Wie siehst du es, wenn Mütter früh wieder arbeiten gehen?

Ich finde es total in Ordnung, dass manche Frauen früh arbeiten gehen, die meisten müssen das ja auch (leider) aus finanziellen Gründen tun. Bei Mia bin ich arbeiten gegangen, als sie zwei Jahre alt war, weil ich unter Menschen musste. Es war das Beste für meine Psyche. Das ganze Corona hatte mir die Wege versperrt unter Leute zu kommen. Vielleicht hätte ich es anders gemacht, wenn die Bedingungen anders gewesen wären.

Mit ihren Großeltern verbindet Katja ein enges Verhältnis. Sie haben sie nach Mias Geburt sehr unterstützt. F.: oh

Ich war immer für die Krippe, für ein paar Stunden, aber die Erfahrungen, die wir mit Mia machen mussten, waren leider alles andere als schön. Ich habe mein eigenes Kind nicht wiedererkannt. Sie hat tagelang nur noch Milch getrunken, nichts mehr gegessen. Sie war so anders. Bei Ben möchte ich entweder mit Drei mit dem Kindergarten starten oder wenn ich arbeiten gehen muss, weil es aus irgendwelchen Gründen erforderlich ist, möchte ich das sich meine Großeltern die vier Stunden am Tag um ihn kümmern.

Was sind deine beruflichen Pläne?

Ich möchte halbtags zurück in meinen Job als Kinderpflegerin, aber mein Traum wäre es, Schauspielerin zu werden. Ich habe mich bei einer Plattform angemeldet, die Castings vermittelt, aber darüber habe ich noch keinen Job gefunden. 2022 nahm ich an der Serie „Mein Kind dein Kind“ teil, da habe ich zusammen mit einer Mutter gedreht, die ihr Kind ganz anders erzieht als ich. Für mich sind Regeln wichtig, ihr gar nicht. Das war spannend.

Teilnehmerin bei „Zwischen Tüll und Tränen“

Vor ein paar Wochen habe ich bei „Zwischen Tüll und Tränen“ mitgemacht, die Folge lief am 23. April 2024 auf VOX. Niklas und ich werden im August in Schwabach heiraten, getraut werden wir vom Bürgermeister und aus dem Video, das wir dabei drehen, wird auch ein kleiner Imagefilm über Schwabach produziert.

In der Reality-Soap habe ich mir in einem Brautmodenladen in Ulm ein Brautkleid ausgesucht. Mir ist schon klar, dass man bei diesen Serien nur Futter für die Unterhaltungsindustrie ist, aber ich sehe es auch als etwas, das ich bei Bewerbungen um neue Jobs vorweisen kann. Und es ist schön, positives Feedback zu bekommen. VOX postet auf Instagram immer noch Fotos von meinem Dreh zu „Mein Kind Dein Kind“, es ist schön, als super nette Familie gesehen zu werden. Und ich kann anderen jungen Frauen Mut machen, sich etwas zuzutrauen.

Verstellt man sich nicht immer auch zumindest ein bisschen, wenn man sich in Medien zeigt? Zumindest auf Instagram, Youtube und Tik Tok will man als Influencer ja schließlich für Produkte oder Dienstleistungen werben.

Influencer müssen sympathisch wirken

Niklas unterstützt keine Firmen, hinter denen er nicht steht. Das würde mir auch nicht gefallen. Man merkt es Influencern im übrigen an, wenn sie es nicht ehrlich meinen, das kommt unsympathisch rüber. Und es ist immer blöd Texte abzulesen, weil es künstlich wirkt.

„Ich bin cool mit dem Influencersein“

Wie fühlt es sich für dich an, wenn du in Hotels oder bei Events Dinge geschenkt bekommst und dafür dich und deine Familie öffentlich zeigst? Gab es Situationen, in denen du dich dabei unwohl gefühlt hast?

Ich bin damit bisher immer cool gewesen. Ich bin allgemein ein anpassungsfähiger Mensch, daher denke ich, war ich nie in so einem Zwiespalt.

Womit verdienen Influencer Geld?

Wenn Unternehmen Influencer wie Niklas Fiedler für sich werben lassen, geht es ihnen zu 90 Prozent um Authentizität. Sie nutzen es für sich, dass Influencerinnen und Influencer ihre Follower*innen auf Instagram, Tik Tok oder Youtube mitnehmen in ihren Alltag. Dass sie reden wie sie, sympathisch rüberkommen, es augenscheinlich keinen Unterschied mehr gibt zwischen der Welt der Reklame und der Welt der User. Doch was alltäglich wirkt, ist immer inszeniert. Influencer*innen verdoppeln gleichsam die Welt ihrer Anhängerschaft (dazu empfehle ich das Buch "Influencer" von Ole Nymoen und Wolfgang M. Schmitt), nur dass sie bei aller Ähnlichkeit dank Filtern und Inszenierung eben doch ein bisschen perfekter wirken. Der Druck der Influencerinnen-Welt ist groß - ein normschöner Körper wird gefeiert, wer vom Standard abweicht, wird für seinen Mut gelobt, festigt letztlich aber durch das persönlich ausgestellte "unschöne" Gegenteil das, was als begehrenswert gilt.

Flamingo Kopf