Und weiter geht es im Mutmach-Adventskalender von Flamingo und Dosenbier. Hinter Türchen Nummer 12 positioniert sich Gregor Schmitt. Der Ingenieur entwickelt für das Start-up CityQ ein Lastenrad auf vier Rädern. Gedacht ist es unter anderem für den Lieferverkehr auf der letzten Meile und soll die Mikromobilität in den Städten emissionsärmer machen. Gregor Schmitt arbeitete viele Jahre in der Automobilbranche und beschäftigte sich früh mit Elektromobilität, bevor er sich für den Umstieg auf die Fahrradbranche entschieden hat.
Mit welcher Idee möchten Sie ganz persönlich die Welt der Mobilität verändern?
Mit CityQ, einem vierrädrigen Fahrrad, das den Komfort und den Witterungsschutz eines Autos bietet. Nicht nur als Lastenrad, sondern als Plattform für verschiedenste Einsatzgebiete und Aufbauten. Vom Lieferdienst über Handwerker bis zur Familienkutsche. Mit CityQ entlasten wir den Verkehr in den Städten zweifach. Zum einen braucht ein Fahrzeug wie CityQ einfach deutlich weniger Verkehrs- und Parkflächen, zum anderen sind natürlich die Emissionen um ein Vielfaches geringer als die eines PKW oder SUV. Beim Thema Emissionen gilt das übrigens ebenso für Lärmemissionen, die in den Städten natürlich das Thema Lebensqualität auch erheblich beeinflussen. Ein oft unterschätzter Fakt.
Was ist Ihre Motivation?
Wir brauchen einen Wandel in vielen Bereichen, um die Welt lebenswerter zu erhalten. Verkehr ist einer davon. Wir müssen den Menschen den Umstieg aber „schmackhaft“ machen. Komfort, Sicherheit und „Freude am Fahren“ dürfen nicht verloren gehen. Sonst können wir die Menschen auf dem Weg nicht mitnehmen. Hierfür eine der Lösungen entwickeln und produzieren zu dürfen motiviert mich als Ingenieur jeden Tag aufs Neue.
Was zählte waren Beschleunigungsrekorde
Ich hatte das Glück, in der Automobilzuliefererindustrie schon vor über 20 Jahren an dem Thema alternative Antriebe mitzuarbeiten. Bereits da schon an Brenstoffzellen, Elektro- und Hybridantrieben. Damals habe ich gedacht, die Welt der Automobilindustrie bewegt sich genau in die richtige Richtung und wir sind auf einem guten Weg in die Zukunft. Leider war das ziemlich naiv, wie ich nicht viel später feststellen musste.
Obwohl ich über weite Teile meiner Karriere im Automobilbereich dem Thema elektrischer Antrieb treu bleiben durfte, hat mich der zunehmende Wahnsinn immer mehr schockiert. Größer, schneller, weiter. Das war irgendwann wohl das Einzige, das zählt. SUVs im Monsterformat – zuerst nur in den USA – heute in jeder deutschen Kleinstadt. Beschleunigungs- und Nürburgring Nordschleifenrekorde, das war plötzlich der Maßstab für die Führungsetagen der deutschen Automobilhersteller als Antwort auf den ungeliebten Elektro-Emporkömmling aus Amerika. Irgendwann habe ich entschieden, als Führungskraft nicht mehr Teil dieses Systems sein zu wollen.
Ich wollte Teil einer neuen Mobilität werden. Einer, die den Unterschied hin zu einem Wechsel machen kann.
Welche Unterstützung aus Gesellschaft und Politik wünschen Sie sich?
Politik muss aufhören zu spalten (Merz, Söder, Wissing, ….) und stattdessen integrieren. Wir brauchen einen Konsens zum Umbau der Städte und des Verkehrs. Und ein Verständnis, dass das Auto die Probleme von heute und morgen nicht lösen kann. Deutschland muss endlich die Fähigkeit entwickeln, von anderen Ländern und EU-Partnern zu lernen und der Wissenschaft auch dann Glauben zu schenken, wenn es gerade mal nicht in die eigene Interessenslage passt. Neben der Politik sind hier übrigens auch ganz stark die Medien gefordert und das gilt nicht nur für den Springer Verlag.
Auch in den Schulen, in den Lehrplänen muss sich unendlich vieles ändern. Hier wird gelehrt, als ob wir immer noch das Jahr 1982 schreiben (obwohl ja bereits da die Grenzen des Wachstums schon zehn Jahre lang bekannt war). Das Verständnis für Zusammenhänge von Energie und deren Nutzung und Erzeugung wird in einer derartigen Abstraktion gelehrt, dass es niemand mit der real gelebten Welt in Verbindung bringen kann. Wo ist das Fach „Nachhaltigkeit“ auf den Lehrplänen? Was lernen unsere Kinder in IT? Das Zehn-Finger System. Das macht mich einfach wütend.
Schon Schule sollte Lust machen auf Veränderung
So können wir den Herausforderungen der ganz nahen Zukunft nicht begegnen. Wann ändert sich da etwas in den Kultusministerien – und in den Köpfen der Gesellschaft? Es gilt keine Zeit zu verlieren. Wir haben 20+x Jahre vertändelt mit „weiter so“. Weiter so geht aber nicht mehr. Das muss vermittelt werden, und zwar mit positivem Drive. Und nicht mit Angst und Populismus.