Foto: Hornung

Dr. Annabelle Hornung klimaneutral unterwegs per Postkutsche,

Ute Möller
09.12.2022
Lesezeit: 3 Min.

Warum fahren Stadtmenschen SUV?

Museumschefin Annabelle Hornung findet Monsterautos allenfalls im Gebirge sinnvoll und fordert: Automobilkonzerne, finanziert die Verkehrswende mit!

Dr. Annabelle Hornung leitet als Direktorin das Museum für Kommunikation in Nürnberg. Wir haben uns diesen Sommer in der Katharinenruine kennengelernt, als wir dort bei den Nürnberger Texttagen für das Format 12minutes me auf der Bühne standen. Annabelle erzählte unter anderem, wie es ist, als eine der wenigen weiblichen Museumsdirektorinnen in der Branche unterwegs zu sein. Die Museumslandschaft muss weiblicher werden, Annabelle geht da gut voran und findet es wichtig, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen und mitnehmen auf dem Weg nach oben.

Annabelle hat in der Katharinenruine „angemahnt“, dass ich sie bislang noch nicht zu meinem Podcast Be49 eingeladen habe. Was ich 2023 nachholen werde, versprochen! Hier kommen ihre Antworten auf die drei Mobilitätsfragen des Adventskalenders von Flamingo und Dosenbier.

Annabelle, wie bist du mobil, was nervt dich unterwegs regelmäßig?

Ich bin zumeist zu Fuß unterwegs, von der Wohnung über die Kita zur Arbeit, zwischendurch einkaufen, das geht alles gut zu Fuß. Fahrrad fahre ich eigentlich auch gerne. Zumindest war es so in Frankfurt, wo ich herkomme. In Nürnberg habe ich aber das Gefühl, dass es sich um eine Autostadt handelt und Fahrradfahrer*innen in der Innenstadt nicht gerne gesehen sind – oder Angst um ihr Leben haben müssen. Es gibt zu wenige oder nur schlecht ausgebaute Fahrradwege und das nervt.

Alle Dienstreisen und Fahrten in gut an Nürnberg angebundene Städte machen ich am liebsten mit dem Zug und gerne auch Urlaubsfahrten. Im September waren wir mit dem Nachtzug in Italien. Das war eine sehr entspannte Art zu reisen.

Ein Auto besitzen wir auch (noch) und mit diesem geht es zu Verwandtenbesuchen und in Zeiten von Corona, als wir umgezogen sind und die öffentlichen Verkehrsmittel meiden wollten, war es Gold wert. Ein Neues kaufen wir wohl nicht. Mich nerven grundsätzlich rücksichtlose Autofahrer*innen, ob sie nun rasen oder den Gehweg für Kinderwagen und Rollstuhlfahrende versperren. Und warum überhaupt jemand, der nicht im Hochgebirge lebt und sich dort bewegen muss, einen SUV fährt, bleibt mir ein Rätsel! SUVs nerven mich auch.

Annabelle Hornung geht gern zu Fuß, aber vor historischer Kulisse darf es auch gerne mal die Postkutsche sein. In einen SUV würde sie nie einsteigen. Foto: Hornung

Wie wünschst du dir Mobilität?

Ich wünsche mir, dass alle mitgenommen werden und verstehen, wie wichtig klimaneutrale Mobilität ist UND dass wir entspannt (ohne Auto) von A nach B kommen. Das bedeutet, dass mehr Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen und auch nutzen können. Ich wünsche mir zudem, dass wir mehr auf Menschen mit Einschränkungen, ältere Menschen und Familien bei der Mobilitätswende achten; ebenso auf Menschen, die sich im ländlichen Raum befinden oder die sich keine teuren Fahrkarten kaufen können.

Zudem wünsche ich mir mehr und neue-alte kreative Ideen bezüglich Mobilität: wieder mehr Carsharing, kollaborative Fahrten (zum Beispiel Ausflüge im Sommer) und Leihfahrräder mit Kindersitzen und Helmen.

Was sollte Politik mit Blick auf Mobilität endlich tun?

Sie sollte mehr Ressourcen in den Ausbau klimaschonender Mobilität stecken. Ein paar Ideen wären:

  • Ausgleichzahlungen der Autoindustrie, aus denen man sich nur „freikaufen“ kann, wenn man wiederum den Ausbau klimaschonender Mobilität finanziell fördert.
  • Einführung einer SUV- und Zweit-KFZ-Steuer ab einem bestimmten Einkommen oder nach Regionen (also in Großstädten teurer). Es geht hier darum, dass fast keine Familie zwei Autos oder ein so großes benötigt und sie zudem die Großstädte zuparken.
  • Aus oben benannten „Einnahmen“ Geldmittel und Förderungen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes stecken und Anreize für Städte und Kommunen bieten, dass sie sich beim Ausbau anschließen.
  • Mehr Gelder in Forschung im Bereich Green-Mobility investieren
  • Barrieren für einkommensschwächere Menschen und ländliche Regionen senken: günstigere Öffis, bessere Anbindung und Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes

Das Ganze MUSS zudem mit einer Kampagne begleitet werden, damit deutlich wird, dass die Politik geschlossen hinter der Mobilitätswende steht und dass diese wichtig ist und positiv besetzt wird.

Mobilitäts-Adventskalender 2022 von Flamingo und Dosenbier

Bleibt dran bis Heiligabend und öffnet die Türchen des Mobilitäts-Adventskalenders.