Foto: privat

Christian Eder arbeitet seit vielen Jahren in der Mobilitätsbranche. Er vermisst klare politische Visionen.

Ute Möller
13.12.2022
Lesezeit: 3 Min.

Politik braucht klare Visionen für Mobilität

Christian Eder arbeitet beim Start-up CityQ, das ein neues E-Bike entwickelt. Er fordert für die Verkehrspolitik klare Ziele

Christian Eder arbeitet seit über zehn Jahren in der Mobilitätsbranche. Der Diplom-Ingenieur will nicht nur Teile für neue Fahrzeuge produzieren, Christian möchte zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen. Und die ist ohne klimaverträgliche Mobilität eben nicht zu haben.

Beim Start-up CityQ zu arbeiten, ist für ihn deshalb eine Herzenssache. Die Firma mit norwegischen Wurzeln entwickelt in Nürnberg ein Pedelec, das als Passagier-Variante für zwei Personen oder alternativ mit Transportbox für Liederdienste zu haben ist. Das E-Fahrzeug mit vier Rädern ist nicht breiter ist als ein normales Bike und darf auf Radwegen unterwegs sein.

Es soll Mobilität in den Städten klimafreundlich und platzsparender machen, tatsächlich könnten laut aktuellen Studien Dreiviertel der gefahrenen Strecken in Deutschland gut mit E-Bikes erledigt werden. Das eröffnet mehr Raum für die Menschen in den Städten. So beansprucht der CityQ zum Beispiel 75 Prozent weniger Platz als ein Pkw.

Christian, wie bist du mobil, was nervt dich unterwegs regelmäßig?

Ich muss schon noch feststellen, dass ich wahrscheinlich die meisten gefahrenen Kilometer mit dem Auto unterwegs bin. Gerade bei weniger gut ausgebauten Bahnstrecken und häufigen Umsteigen, ist es noch sehr unpraktisch und liefert auch keinen wesentlichen Vorteil im Preis-Leistungsverhältnis. Das ist schade, da ich auch vor allem beruflich feststelle, dass mir zum Beispiel Zugfahren sehr viel mehr Zeit verschafft, die ich privat oder auch zum Arbeiten nutzen kann.

In der Stadt selbst steht mein Auto mittlerweile die meiste Zeit. Die Verkehrssituation ist einfach zu einschränkend und hinderlich; und dies ist es für alle Beteiligten – Fußgänger, Radfahrer, Lieferdienste, Autofahrer etc. Die nervigsten Faktoren sind also die vielen Staus, die enorme Lärmbelästigung, und auch die stinkenden Abgase.

Wie wünschst du dir Mobilität?

Bei der Frage der Optimierung finde ich es immer wieder enorm angenehm und auch effizient, wenn ich die unterschiedlichen Mobilitätsangebote, die es ja bereits gibt, einfach und intuitiv nutzen kann.

Dabei denke ich natürlich an die unterschiedlichen Sharing-Dienste in Verbindung mit Nah- und Fernverkehr. Gleichzeitig stelle ich fest, dass ich das Auto dabei oft nicht mehr wirklich mit einplane. Mir ist aber bewusst, dass dies hauptsächlich von jemandem so gesehen werden kann, der in der Stadt wohnt.

Ich wünsche mir in den Städten grundsätzlich weniger Autoverkehr. Pkw stehen  die meiste Zeit nur. Jedes Fahrzeug nimmt aber enorm viel Platz weg, der viel besser verplant werden könnte.

Wenn das Auto nicht ideal ist, weil es gerade in der Masse das System Mobilität eher zum Stillstand führt, jedoch als Fahrzeug an sich die meisten Belange sehr gut erfüllt, brauchen wir Alternativen. Wir brauchen eine Kombination verschiedener Fahrzeuge, die abdecken, was das Auto kann. Zum Beispiel E-Roller für kurze Wege, Leihräder für Einkäufe, Sharing-Autos für größere Transporte oder um Strecken zurückzulegen, die öffentlich noch nicht abgedeckt sind. Die U-Bahn für schnelle Wege.

Mikromobilität made in Nürnberg. Foto:Möller

Öffentlicher Nahverkehr in fremden Städten kann oft zu kompliziert sein, um schnell mal den nächsten Bus oder Bahn zu nehmen. Bevor ich mich in das Tarifsystem einarbeite, leihe ich mir oft lieber einen E-Roller, Fahrrad oder auch ein Auto. Da wünsche ich mir eine App, die übergreifend über die verschiedenen Fahrzeuge und Angebote in den unterschiedlichen Städten funktioniert.

Was sollte Politik mit Blick auf Mobilität endlich tun?

Da fällt mir sofort die Aussage eines Architekten aus Kopenhagen ein, die ich mir aber leider nur im übertragenen Sinn gemerkt habe: In der Stadtplanung verhält es sich anderes als im Markt. Hier schafft die Nachfrage kein Angebot, sondern man bekommt das, was man plant.

Wenn wir mehr Straßen bauen, bekommen wir also viele Autos und dann wieder viele Staus.

Ich erwarte von der Politik hier eine langfristigere Sichtweise. Sie muss quasi eine Vision der Zukunft der Mobilität entwickeln, um die lange gewachsene Infrastruktur und Verhaltensangewohnheiten zu verändern, und am Ende die Stadt nach den Bedürfnissen der Menschen zu gestalten. Und in der Mobilität bedarf es Optimierung.

Ich bilde mir ein, hier einen kleinen Teil beitragen zu können, indem ich für die Firma CityQ tätig bin.

Mobilitäts-Kalender 2022 von Flamingo und Dosenbier

Eine Frage am Rande: Was glaubt Ihr, wie viele E-Autos aktuell in Deutschland unterwegs sind? Am 1. Oktober 2022 waren es rund 840 600 Stromer. Bis Ende 2030 sollen es 15 Millionen sein, wenn es nach den Wünschen der Bundesregierung geht. Was macht das aber mit unseren Städten und Dörfern? Ladesäulen sind im Unterschied zu Tankstellen in der Nähe von Wohnhäusern, in den Städten, auf Privatgrundstücken. Bei der Verkehrs- und Stadtplanung müssen wir das berücksichtigen.