Barbie is waiting: Die Stadt Nürnberg hat zum ersten Mal den seit rund einem Jahr leerstehenden Kaufhof in der Innenstadt aufgeschlossen und Presse zum Rundgang geladen. Gerade so als hätten die letzten Angestellten erst gestern zum letzten Mal ausgestempelt, atmet das Warenhaus noch sein altes Leben. Doch das neue steht schon auf der Matte.
Seit 1. Oktober 2024 hat die Stadt Nürnberg selber erst die Schlüsselgewalt, im Juli hatte sie den 50er-Jahre-Bau in der Königstraße der RFR Gruppe abgekauft. Damit setzte die Stadt auch ein klares Signal gegen die Aufforderung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), das Baudenkmal doch einfach wegzuschieben für einen Neubau. Ökologischer Unsinn und rechtlich auch gar nicht einfach so machbar. Die Kuh zumidest ist vom Eis, Nürnberg will laut Oberbürgermeister Marcus König (CSU) den Betonblock mit der markanten Fassade nicht selber entwickeln, aber mit einem Partner zu einer neuen Nutzung führen. Der erste Schritt liegt einen Steinwurf enfernt: Das zum Warenhaus gehörige Parkhaus in der Breiten Gasse soll schon zum Adventsgeschäft wieder öffnen.

2025 könnten die Ergebnisse einer Machbarkeitssudie zur neuen Nutzung vorliegen, klar ist in etwa die Marschrichtung: Die neue Technische Hochschule Nürnberg, die Ohm-Hochschule, die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, IHK und auch die Handwerkskammer wollen den Kaufhof für Bildung nutzen, die Messe Nürnberg hätte gerne Tagungsräume und Wirtschaftsreferentin Andrea Heilmaier gerne Wohlfühlqualität mit einer Gastroterrasse auf dem Dach und Läden im Erdgeschoss – also einen Mix, der auch Passantinnen ins Gebäude zieht. Pop-Up-Stores sollen bereits Anfang 2025 das Erdgeschoss beleben, in dem aktuell Architektur-Studierende der Ohm-Hochschule ein Seminar absolvieren.
Ein Warenhaus – wir wuppen das, sagt die Stadt
Um die Technik des Warenhauses steht es derzeit nicht zum Besten, doch die Stadt hat sich mit breiter Brust aufgestellt, um das Mammutprojekt zu wuppen. Ein „Sonderstab Kaufhof“ arbeitet im Wirtschaftsreferat, die Mailadresse Kaufhof@stadt.nuernberg.de ist gesichert.

Top Models are waiting in der früheren Spielzeugabteilung und eine Art Ken in der Etage für die Sportartikel, sonst auf weiter Flur das: ineinenandergeschobene Regale, verstaubte rote Sale-Schilder auf dem Boden, in früheren Büros und Werkstätten Leitz-Ordner von 1962, Telefone ohne Kabel, ein letzter Rotstift auf einem ansonsten penibel ausgeräumten Schreibtisch, ein Schlüsselkasten voll bestückt bis auf den letzten Haken. Sie sei froh, das der Kaufhof mitsamt der Möbel erworben wurde, sagt Heilmaier. So können Pop-up-Stores und Zwischennutzungen das alles gleich verwenden.
Kaufhof-Atmosphäre, aber nicht mehr lange
Bevor es so weit ist, ist die Atmosphäre im Warenhaus so speziell und besonders, wie es nur an Orten möglich ist, in denen das alte Leben noch atmet. In denen die Anwesenheit von Verkäuferinnen und Verkäufern, Warenhausdetektiven, Gaststättenpersonal und Hausmeistern noch zu spüren ist. Bald wird das alles auf Nimmerwiedersehen verschwunden sein. Also noch schnell hinsehen und hinspüren.


























