Foto: Fionn Grosse

Heike Heubach aus Augsburg-Land ist die erste gehörlose Abgeordnete im Bundestag.

Ute Möller
25.04.2025
Lesezeit: 3 Min.

„Ich kämpfe für mehr Barrierefreiheit“

Heike Heubach hielt die erste Rede einer Gehörlosen im Deutschen Bundestag

Im neue Bundestag sitzen noch weniger Politikerinnen als vorher. Was ist zu tun, um jetzt trotz der rückschrittigen Zusammensetzung des Parlaments gleichstellungspolitisch nicht nachzulassen? Das fragte Flamingo und Dosenbier die neuen und alten bayerischen Bundestagesabgeordneten. Von 24 angeschriebenen Volksvertreterinnen von CSU, Grünen, der Linken und der SPD haben neun auf die drei Fragen der Redaktion geantwortet. Die Antworten bleiben unkommentiert.

Heike Heubach (SPD) rückte 2024 in den Bundestag nach und wurde 2025 über die Landesliste wiedergewählt. Sie stammt aus Augsburg-Land. Am 10. Oktober 2024 hielt sie ihre erste Rede im Bundestag. Dies war zugleich die erste Rede in Gebärdensprache im Plenum, denn Heike Heubach ist die erste gehörlose Abgeordnete im Deutschen Bundestag.

Frau Heubach, für welche frauenpolitischen Fragen setzen Sie sich in Berlin ein? Bitte die drei für Sie wichtigsten Themen benennen.

Heike Heubach: Mehr Frauen in Politik und Führung – Frauen sollen genauso stark in Parlamenten und Führungspositionen vertreten sein wie Männer. Dafür brauchen wir bessere Gesetze und gleiche Chancen.

Familie, Beruf und Care-Arbeit gerecht verteilen – Frauen übernehmen immer noch den Großteil der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen. Ich setze mich für mehr Kita-Plätze, flexible Arbeitszeiten und eine faire Aufteilung der Care-Arbeit ein.

Stärkung von Frauen mit Behinderung – Frauen mit Behinderung stoßen oft auf doppelte Hürden. Ich kämpfe für mehr Barrierefreiheit, bessere Jobchancen und besseren Schutz vor Gewalt.

Was bedeutet aus Ihrer Sicht das Erstarken der extremen Rechten im Bundestag für Frauenpolitik und Chancengleichheit?

Das Erstarken der extremen Rechten im Bundestag bedroht die Fortschritte in der Frauenpolitik und Chancengleichheit – und genau das motiviert uns, noch entschlossener für Gleichberechtigung zu kämpfen. Rechte Parteien wollen oft zurück zu einem überholten Frauenbild, in dem Frauen vor allem Mütter und Hausfrauen sein sollen. Doch wir setzen uns dafür ein, dass Gleichstellungspolitik, Paritätsgesetze und eine gerechte Verteilung von Familie, Beruf und Care-Arbeit weiter gestärkt werden.

Unser Ziel: Die Errungenschaften für Frauen sichern und weiter ausbauen. Mehr Frauen in Politik und Führungspositionen bringen. Stärkere Unterstützung für Alleinerziehende und Frauen mit Behinderung.

Wir werden alles dafür tun, dass Frauen wirtschaftlich unabhängig bleiben und gleichberechtigt an der Gesellschaft teilhaben – heute und in Zukunft.

32,4 Prozent Frauen im Bundestag – das sind weniger als in der vorangegangenen Legislatur. Wie sehr ärgert Sie das? Wie kriegen wir mehr Frauen in die Parlamente?

Es macht mich traurig, dass die Entwicklung rückwärtsläuft. Doch gerade jetzt ist es umso wichtiger, entschlossen für Frauen einzutreten, standhaft zu bleiben, mutig zu sein und positiv nach vorne zu blicken. Wir Frauen geben einander Kraft und zeigen allen: Ja, wir können das!

Schon heute sind viele Frauen ehrenamtlich, politisch und in verschiedenen Bereichen aktiv, bringen ihre Themen ein und übernehmen Führungsverantwortung – und es werden immer mehr. Mit starken Vorbildern, gegenseitiger Ermutigung, mehr Sichtbarkeit und besseren Rahmenbedingungen schaffen wir echte und nachhaltige Gleichberechtigung.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass noch mehr Frauen in die Parlamente kommen. Auf geht’s – Frauenpower!

Nächste Folge: Rebecca Lenhard (Grüne)