Foto: Frauenmuseum

Die Stadt Fürth hat den Marstall verkauft und das Frauenmuseum muss 2023 raus. Seine Zukunft ist völlig offen.

Ute Möller
10.01.2022
Lesezeit: 3 Min.

Fürth ohne Frauenmuseum? Undenkbar!

Die fränkische "Wissenschaftsstadt" hat den Marstall, das Domizil des einzigen Frauenmuseums in Bayern, verkauft. Jetzt kämpft es um seinen Fortbestand, zunächst mit einer Plakataktion.

Es ist das erste Frauenmuseum in Bayern, es residiert seit 2006 im barocken Marstall des Schlosses Burgfarrnbach, und es wird dort schon bald vor die denkmalgeschützte Tür gesetzt: Das Museum Frauenkultur Regional – International muss sich ab 2023 eine neue Bleibe suchen, weil die Stadt Fürth den Marstall an den Investor MIP verkauft hat. Der Trägerverein „Frauen in der einen Welt“ erfuhr von dem Verkauf kurz vor Weihnachten aus der Presse und will jetzt öffentlich machen, um was es geht: Um einen neuen Standort, um eine Perspektive für seine Arbeit, um gute Gründe, warum es in Fürth auch künftig ein Frauenmuseum geben muss.

„Wir bitten Künstlerinnen, Kulturschaffende und Kreative, uns mit anregenden und aufregenden Postern dabei zu unterstützen, weiterhin den Erhalt des Museums zu gewährleisten“, sagt Gaby Franger aus dem Vereinsvorstand. Die Idee: Wer bis Montag, 28. Februar 2022, dem Verein den Entwurf eines Plakates zusendet, das deutlich macht, dass Fürth auch künftig ein Frauenmuseum braucht, hat die Chance, dass sein Kunststück auf einer Plakatwand in der Kleeblattstadt aufgehängt wird.

„Aus allen Einsendungen wollen wir mindestens acht Plakatwände in Fürth ab 8. März 2022, dem Internationalen Frauentag, gestalten“, sagt Franger. Zusätzlich sollen mindestens weitere 15 Plakate in den Formaten DIN A1 oder A2 an anderen öffentlichen Orten in Fürth platziert werden.

„Was bedeutet Dir das Frauenmuseum?“

Die Auswahl der Plakate treffen Mitglieder des Vereins Frauen in der Einen Welt. Alle eingesandten Plakate werden auf der Webseite des Vereins und in den sozialen Medien gepostet. Eine Ausstellung aller eingesandten Arbeiten ist für den Juli im Marstall geplant.   Begleitet von weiteren Aktionen und einem Ausstellungskatalog.

„Wir möchten von den Teilnehmende wissen: Was bedeutet Dir das Frauenmuseum? Was schätzt Du am Frauenmuseum? Warum braucht Fürth ein Frauenmuseum?“  Gaby Franger möchte mit der Plakataktion die Debatte anstoßen, wie es mit dem Frauenmuseum nach 2023 weitergehen kann. „Wir sind sehr flexibel und können uns auch neue Organisationsformen vorstellen.“ Gestartet ist das Projekt 2003 als mobiles Museum, bevor es 2006 in den Marstall einziehen konnte. „Was wir auf jeden Fall brauchen ist ein Lager, im Marstall liegt so viel Material früherer Ausstellungen, das muss ja irgendwo hin.“

Was der Investor nach Sanierung und Umbau mit dem Marstall Baujahr 1734 plant, ist bislang nicht bekannt. Seit die Stadt den Komplex 1970 erworben hat, beherbergte er auf 1220 Quadratmetern Fläche Büros, das Rundfunkmuseum und seit 2006 das Museum Frauenkultur Regional-International.

Konzert vor dem Frauenmuseum: Zu dem Projekt gehört Musik ebenso wie Internationale Konferenzern und Veranstaltungen für Mädchen. Foto: Frauenmuseum

Die Grüne Landtagsabgeordnete Barbara Fuchs aus Fürth, eine wichtige Unterstützerin des Projekts, kritisiert, dass die Stadt zu lange kein Geld in das denkmalgeschützte Gebäude gesteckt habe. Jetzt könne sie sich die Instandsetzung in der Konsequenz nicht leisten und müsse verkaufen. Das Frauenmuseum spiele bei den wirtschaftlichen Abwägungen keine Rolle. Auch die CSU in Fürth setzt sich dafür ein, dass das Frauenmuseum einen neuen Standort bekommt und weiterarbeiten kann.

Die Idee des Frauenmuseums ist es, Projekte der interkulturellen Verständigung auf der Basis von Alltagserfahrungen von Frauen zu entwickeln. Die Stadt Fürth wirbt auf ihrer Homepage: „Die kulturelle Einrichtung gibt Frauen eine Stimme und beleuchtet Lebensgeschichten, Frauenkulturen und Frauenalltag in immer neuen und überraschenden Perspektiven. Dabei entdecken die Besucherinnen und Besucher viele Gemeinsamkeiten von Lebenswelten, die sehr weit voneinander entfernt zu sein scheinen.“

ist der Stadt Fürth das Frauenmuseum egal?

Ob die Stadt den Verein auch künftig unterstützen wird, bleibt abzuwarten. Am Freitag, 6.Mai 2022, wird jedenfalls die Ausstellung „Technik- weiblich-logisch“, die seit 2020 im Marstall die Genderperspektive der Digitalisierung beleuchtet und spannende Frauen aus der Metropolregion vorstellt, wiedereröffnet. Bis 8.Mai schließt sich eine internationale Konferenz begleitend zur Ausstellung an. Und für 2023 plant der Verein eine neue Ausstellung über Geburtskulturen. Wo die dann zu sehen sein wird, ist derzeit völlig offen.

Wer sich an der Plakataktion des Frauenmuseums beteiligen möchte, schickt seinen Entwurf bis 28. Februar 2022 an: vorstand@frauenindereinenwelt.de