In Nürnberg gingen mehr Frauen als Männer zur Bundestagswahl. Die jungen Frauen gaben deutlich seltener der AfD ihre Stimme als die Männer bis 25 Jahren. Auch die CSU fanden junge Frauen deutlich unattraktiver als die männlichen Wählenden. Dafür gaben die jungen Frauen sehr oft der Linken ihre Stimme.
Die Daten der Stadt Nürnberg (danke für die ausführliche Auswertung, die das Amt für Stastik sehr schnell öffentlich machte) zeigen: Wie auch im Bundestrend wollen in Nürnberg Frauen deutlich seltener als Männer etwas mit der rassistischen, frauen- und gleichstellungsfeindlichen Politik der AfD zu tun haben. Heimchen am Herd, ewig gestrig – vor allem junge Frauen in Nürnberg lassen nicht zu, dass rechtsextreme Politik die Uhren zurückdreht. Das ist ein starkes Statement!
Ist die AfD die neue SPD in vielen Arbeitervierteln?
Zugleich wurde dort rechtsextrem gewählt – in Nürnberg und im Bund – wo es Menschen finanziell schlecht geht. Viele Arbeitende wählten rechts, in Vierteln mit vielen Industriearbeitsplätzen schnellten ihre Stimmen nach oben. Die AfD – für viele die erste Wahl in angestammten SPD-Hochburgen? Das klingt mächtig unfassbar, ist aber in Arbeiterstädten quer durchs Land bittere Realität.
In Nürnberg urteilt das Statistikamt insgesamt, dass die AfD in der „Mitte der Gesellschaft“ angekommen sei, doch in prekären Gebieten in Stadtteilen wie St. Leonhard, Schweinau, Langwasser und Röthenbach sind ihre Werte besonders hoch. Dass Oberbürgermeister Marcus König im März mit seinen Referent*innen nach St. Leonhard und in die Südstadt geht, um an einem Nachmittag für zwei Stunden Gesicht zu zeigen, ist der etwas bemüht wirkende Versuch, Bürger*innen-Nähe zu suchen.
Raus aus der bürgerlichen Behaglichkeit
Nach der Wahl ist vor der nächsten Wahl – wenn sich die Politik der Mitte nicht wieder stärker sozialen Themen zuwendet und in die Viertel jenseits der bürgerlichen Behaglichkeit geht, wird’s nicht weniger braun auf der politischen Landkarte. So viel zumindest steht fest.



