Foto: unsplash/Ralph Hutter

Bislang ist die Elektromobilität vor allem männlich. Das muss sich ändern. Flamingo und Dosenbier veranstaltet deshalb eine Podiumsdebatte beim Nürnberg Digital Festival.

Ute Möller
26.05.2022
Lesezeit: 3 Min.

Frauen in der E-Mobilität: Sie bewegen was!

Das Empowerment-Magazin Flamingo und Dosenbier veranstaltet beim Nürnberg Digital Festival am 6. Juli eine Podiumsdiskussion mit hochkarätigen Expertinnen zur Frage, wie wir mehr Frauen in die Zukunftsbranche bekommen

Wir brauchen mehr weibliche Fachkompetenz in der E-Mobilität. Nicht nur, weil in Deutschland in den MINT-Berufen grundsätzlich immer mehr Fachkräfte fehlen. Laut Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) waren im April 2022 in den MINT-Berufen, die Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik umfassen, 320 600 Stellen unbesetzt. Rund doppelt so viele wie 2021.

Sondern auch, weil die Perspektive der Hälfte der Gesellschaft nicht einfach marginalisiert werden darf. Elektromobilität und Verkehrswende gehören zu den drängendsten und zugleich medienwirksamsten Themen der Gegenwart. Damit bieten sie aber auch die Chance, nachdrücklicher als bisher in den Fokus zu rücken, wie gering der Frauenanteil in den Ingenieursberufen in Deutschland ist. Deutschland liegt im europäischen Vergleich weit abgeschlagen im hinteren Feld. Hier muss endlich konsequent Ursachenforschung betrieben und nach Lösungen gesucht werden.

Flamingo und Dosenbier veranstaltet Podiumsdebatte beim Nürnberg Digital Festival

Das Empowerment-Magazin Flamingo und Dosenbier will hierzu seinen Beitrag leisten. Deshalb zeigt es regelmäßig weibliche Vorbilder aus Hochschule und Praxis. Und deshalb veranstaltet es beim Nürnberg Digital Festival am Mittwoch, 6. Juli 2022, 17 Uhr, in Kooperation mit der Kulturwerkstatt „Auf AEG“ die Podiumsdiskussion „Frauen in der E-Mobilität: Sie bewegen was“. Die Herausgeberin von Flamingo und Dosenbier, Ute Möller, moderiert die hochkarätig besetzte Diskussionsrunde mit Dr. Katharina Helten, Vitesco Technologies, Deutschlands „Top 40 unter 40“; Annette Kempf, Eclipseina GmbH; Dr. Sabine Gräbe, Valeo Siemens; Julia Langen, INTIS Integrated Infrastructure Solutions GmbH.

Eine Anmeldung für die hybride Veranstaltung ist ab sofort möglich über die Seite des Nürnberg Digital Festivals

Der Anteil der Frauen in den MINT-Berufen stieg in Deutschland zwischen 2012 und 2021 leicht von 13,8 auf 15,6 Prozent. Er ist damit immer noch beschämend gering, was vor allem mit Blick auf das europäische Ausland auffällt: 2019 waren laut Statista in Deutschland in den wissenschaftlichen und in den Ingenieursberufen rund 33 Prozent Frauen vertreten. Im europäischen Durchschnitt lag der Anteil jedoch bei 41 Prozent und bei den Spitzenreitern Norwegen und Litauen sogar bei mindestens 55 Prozent. Deutschland hat weniger Wissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen als beispielsweise Spanien, Polen, Frankreich und Italien. Und daran hat sich bis heute so gut wie nichts geändert. Nur rund 18 Prozent aller Ingenieure in Deutschland sind weiblich.

Es gibt wenig Frauen in der E-Mobilität, weil nur jeder zehnte Studierende in der Elektrotechnik weiblich ist

In der Elektrotechnik, Mechatronik und Verkehrstechnik sitzen jeweils nur um die zehn Prozent Frauen in den Hörsälen deutscher Universitäten. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Elektromobilität, die bislang ebenfalls vor allem eines ist: männlich. Die Weiterentwicklung von E-Fahrzeugen und die dafür notwendigen technologischen Innovationen sind aber entscheidende Aspekte der Mobilitätswende. Und dass Frauen an der Lösung einer der wichtigsten gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart nicht in gleichem Maße beteiligt sind wie Männer, kann niemand ernstlich akzeptieren. 

Um am Status Quo etwas zu ändern, geht es nicht ohne Vorbilder. Das hat unter anderem 2020 eine Studie gezeigt, die untersuchte, wie es das Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA geschafft hat, dass rund die Hälfte der Maschinenbaustudierenden Frauen sind. Die zentrale Aussage: Es geht nicht ohne strukturelle Veränderungen und die brauchen Zeit.

Professorin als wichtiges Rolemodel im Maschinenbau

Im Fall des MIT waren es 20 Jahre, die das Institut dafür verwendete, den Ruf des Maschinenbaus als Männerdomäne zu verändern. Mitarbeitende schrieben in Blogs, dass es bereits  Frauen auf dem Campus gab. Studentinnen begannen über das Campusleben und ihre Lerninhalte zu berichten. Mitarbeiter luden Highschool-Absolventinnen zum Campus Weekend ein und Schülerinnen ab der 11. Klasse konnten auf dem Campus vier Wochen Probewohnen und -lernen. Es wurde eine Professorin für Maschinenbau berufen, deren Beratungsangeboten von den Stundentinnen enorm gut angenommen wurden und die als Vorbild diente für Karriereplanungen.

Aus dem Fazit der Studie, dass Wandel an Hochschulen nur im Verbund mit anderen Instituten gelingt – am MIT waren etwa die Elektrotechniker an den Aktionen beteiligt – , dass kontinuierliche Bewusstseinskampagnen an der eigenen Hochschule und öffentlichkeitswirksame Projekten dazugehören, lässt sich für die konkrete Arbeit vor Ort einiges folgern.

Lasst uns weibliche Vorbilder zeigen

1.) Lasst uns weibliche Rolemodels zeigen.

Immer wieder. Flamingo und Dosenbier tut das. Vor der Diskussionsveranstaltung am 6. Juli „Auf AEG“ wird das Magazin Akteurinnen aus der E-Mobilitätsbranche vorstellen. Es wird die Geschichte der E-Mobilität ebenso beleuchten wie die Herausforderungen und Chancen der gegenwärtigen Forschung. Denn die ökologische Verkehrswende geht uns alle an und Flamingo und Dosenbier will sie transparenter machen.

2.) Lasst uns strukturelle Veränderungen endlich voranbringen.

Das beginnt bei der frühkindlichen Bildung und endet nicht in Hochschulen und Ausbildungsbetrieben. Unternehmenskulturen müssen die spezifischen Bedarfe unterschiedlicher Gruppen von Mitarbeitenden tatsächlich ernst nehmen. Reines Diversity-Marketing fürs Image ist nichts anderes als: ärgerlich.

3.) Lasst uns Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte und Ausbilderinnen und Ausbilder schulen.

Damit sie verstehen, dass Mädchen und Jungen unterschiedlich angesprochen und gefördert werden müssen. Nicht immer und in allem, aber immer wieder.

Mobilitäts-Serie zum Nürnberg Digital Festival

Nürnberg Digital Festival

Flamingo und Dosenbier startet vor der Podiumsdebatte beim Nürnberg Digital Festival am 6. Juli, 17 Uhr, „Frauen in der E-Mobilität: Sie bewegen was“ in der Kulturwerkstatt „Auf AEG“ eine Serie zum Mobilitätswandel und dem weiblichen Anteil an Innovation und Veränderung.

Im nächsten Teil porträtiert Herausgeberin Ute Möller die Elektrotechnikerin Madlen Hoffmann. Sie forscht am Lehrstuhl für Leistungselektronik (LEE) der Universität Erlangen-Nürnberg, war früher Profitennisspielerin und kam quasi vom Leistungssport zur Leistungselektronik. Sie erzählt unter anderem, welche Rolle es für ihren Werdegang gespielt hat, dass sie im Osten Deutschlands aufwuchs und welches Frauenbild ihr ihre Mutter vermittelt hat.