Flamingo und Dosenbier hat am Weltfrauentag das Nürnberger Schauspielhaus gekapert und 60 wunderbare Gäste kamen, um sich mit fünf prominenten und inspirierenden Frauen aus dem Flamingo und Dosenbier-Netzwerk auszutauschen.
Ich gebe es zu – es war für mich ein absoluter Glücksmoment, als das Nürnberger Schauspielhaus am Frauentag nur für den Flamingo seine Türen öffnete. Und als sich die 3. Etage bis zum letzten Platz füllte, hätte ich platzen können vor Freude. Stattdessen knackten wir auf dem Podium unsere Bierbüchsen und legten los.

Diana Burkel, Küchenchefin im Restaurant Würzhaus in Nürnberg, erzählte von ihrer Ausbildung. „In einer Küche nannte der Chef alle weiblichen Lehrlinge Susi. Er dachte sich: Eine dreht sich schon um, wenn ich rufe.“
Diana, die schon mit Zwölf ihre erste Gans ganz ohne Rezept kulinarisch erfolgreich erlegte, hatte kein Problem damit, im Job Kante zu zeigen. Doch dass nur jeder fünfte Azubi in deutschen Küchen weiblich und noch weniger Frauen am Ende dann tatsächlich den Job machen, zeigt: Sexismus und blöde Sprüche gehören in dem Geschäft noch immer zum Ton. Mies, muss sich ändern. Diana hat bisher übrigens nur Männer in ihrer Küche angestellt – mit Bewerberinnen habe sie keine guten Erfahrungen gemacht.

In dem Team von Franziska Gerner haben die Frauen zahlenmäßig leicht die Oberhand. „Bei uns arbeitet übrigens auch eine echte Susi“, erzählte sie lachend. Ihre Erfahrungen im Management: Sie setze in ihrem Team und darüber hinaus einen anderen Ton. Beispielsweise spiegele sie es Mitarbeitern, wenn ihr eine Haltung oder ein Statement quer im Hals liegt.
Damit können nicht alle gut umgehen, aber Franziska findet: Frauen in Führung sollten nicht männliche Methoden und Ansätze kopieren, sondern andere Akzente setzen. Dazu gehöre ein offenes Ohr für die Anliegen der Mitarbeitenden. Keine Scheu vor der emotionalen Ebene. Das stelle Fachkompetenz nämlich keineswegs in Frage.

Laura Lücker war Torfrau für die erste Frauenmannschaft des 1. FC Nürnberg. Jetzt arbeitet sie im Team-Management „ihrer“ Mädels“. Als sie erzählt, dass sie als Torfrau der Duisburger Frauenmannschaft in der 1. Bundesliga nur 450 Euro im Monat verdiente, geht ein Raunen durch das Flamingo und Dosenbier-Publikum. Die grottenschlechte Bezahlung von Profi-Kickerinnen ist ein Skandal – wie viele Millionen verdient im Unterschied dazu bitte so mancher männliche Fußballer?
Man gewöhne sich an die Ungleichbehandlung, sagte Laura. Was es nicht besser macht. Kickerinnen trainieren ebenso hart wie die Männer und absolvieren außerdem Studium oder Ausbildung, weil sie wissen: Die paar Kröten gehen schon fürs WG-Zimmer drauf. Sparen für die Zeit nach der Karriere – ja wovon bitteschön?
Ungleiche Chancenverteilung für Frauen und Männer – das ist und war auch immer das Thema von Siglinde Schweizer. Sie leitete viele Jahre die Dr.-Theo-Schöller-Mittelschule in Nürnberg. Bei ihr mussten die Lehrkräfte die Zeugnisse gendern. Ihr war es wichtig, dass Mädchen und Jungen entsprechend ihrer persönlichen Bedürfnisse gefördert werden.
Ein hoher Anspruch, der bereits oft an den unbewussten Genderstereotypen scheiterte, die Lehrkräfte wie alle Menschen mitbringen. Nur wäre es ihre Aufgabe, sich diese bewusst zu machen, denn sonst kann gendergerechter Unterricht nicht gelingen. Zu wenig entsprechender Input in der Ausbildung, zu wenig Schulleitungen, die Gendersensibilität einfordern, zu viele Vorgaben, die in Lehrplänen stehen, aber auf deren Umsetzung niemand schaut: Schule bleibt eine Lernfeld, auch was Gendergerechtigkeit anbelangt. Ausbaden müssen das unsere Kinder und langfristig die Gesellschaft, weil sich Stereotype immer weiter fortsetzen.


Eva Bode, Dramaturgieassistentin am Nürnberger Schauspielhaus, sieht viele Hürden für Frauen an den Theatern. Arbeitszeiten bis in den späten Abend sind für Mütter oft eine unüberwindbare Hürde, weil es keine Kinderbetreuung gibt, die über den Nachmittag hinausgeht. Über 70 Prozent der Intendanten, der Regisseure, der aufgeführten Dramatiker sind Männer. Männliche Strukturen machen es für Frauen schwer, anzudocken, ein Netzwerk zu bilden, aufzusteigen.
Theater müssten sich das konkret zum Projekt mache, meint Eva. So wie in der Dramaturgie Stücke auf das implizierte Geschlechterverständnis hin genau gelesen und diskutiert werden, muss der Fokus hin zu weiblichen Akteuren. Es gibt sie ja – die Regisseurinnen und Dramatikerinnen, man muss sie nur sehen und ans Haus holen.
Solange Geschlechtergerechtigkeit nicht selbstverständlich ist, sind kluge und sensible Entscheidungen möglichst vieler Theater wichtig. Karlsruhe beschäftigte eine Spielzeit lang nur Regisseurinnen. Cool – aber Nachahmer fand diese Idee leider nicht.
Nach der Paneldiskussion ging es in die Speed-Datings. Über eine Stunde lang drängten sich die rund 60 Gäste der Veranstaltung an den Stehtischen, um mit meinen wunderbaren Podiumsteilnehmerinnen weiterzudiskutieren. So kann es weiterwachsen, das Flamingo und Dosenbier-Netzwerk. Mal schauen, wo das Speed-Dating beim nächsten Mal vor Anker geht.
